Juckreizreduktion – lindere das quälende Neurodermitis Symptom Deines Kindes

Der Juckreiz-Kratz-Zirkel

Juckreiz und Kratzen können sich gegenseitig aufschaukeln. Kratzen führt zwar zu einer kurzfristigen Erleichterung, da Schmerz den Juckreiz übertönt, durch die Beschädigung der Haut kommt es jedoch zu einer Entzündungsreaktion und dadurch zu vermehrtem Juckreiz.

Neben vielen individuellen Auslösern wie z.B. Schwitzen, klimatischen Bedingungen oder Heizungsluft, Wolle, Hauttrockenheit oder einer allergischen Reaktion kann auch Stress diesen Teufelskreislauf (sogenannter „Juckreiz-Kratz-Zirkel“) verstärken.

Stress kann an jeder Stelle dieses Kreislaufs einsetzen und verstärkend auf ihn wirken.

Antientzündliche Behandlung

Der Hauptansatz für die medizinische Behandlung des Juckreizes ist neben der guten und konsequenten Hautbehandlung mit Wirkstoff-freien Basistherapeutika zum Ausgleich der Hauttrockenheit die äußerliche Anwendung entzündungshemmender Cremes oder Salben in entzündeten Hautarealen.

Vernünftig angewendet überwiegen die Vorteile der antientzündlichen Wirkstoffe (Glukokortikosteroide [=Kortison], Calcineurininhibitoren) bei weitem die möglichen Nachteile. Der Verzicht kann ebenso hautschädigend sein wie verantwortungslose Verwendung.

In der Therapie eingesetzte Maßnahmen gegen Juckreiz:

  • Basistherapie
  • Topische (äußerlich angewandte) Glukokortikosteroide (Kortison)
  • Topische Calcineurinantagonisten
  • Polidocanol
  • Gerbstoffe

Antihistaminika

Es gibt tatsächlich aus wissenschaftlichen Untersuchungen keine Belege dafür, dass die Einnahme von Antihistaminika für die Juckreizlinderung bei Neurodermitis hilfreich ist.

In sehr seltenen Einzelfällen kann der Einsatz mal von Nutzen sein, dieser sollte aber nicht regelmäßig und über längere Zeit erfolgen. Antihistaminika mit einer beruhigenden (sedierenden) Wirkung können die Schlafqualität beeinträchtigen.

Die Kommission für Arzneimittelsicherheit im Kindesalter (KASK) der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) rät aufgrund eines sehr ungünstigen Nutzen-Risiko-Profils von der Anwendung teils frei verkäuflicher, sedierender Antihistaminika (z.B. Doxylamin, Diphenhydramin, Dimenhydrinat [Diphenhydramintheophyllinat], Promethazin) ab.

Nicht medikamentöse Strategien gegen den Juckreiz

Zur Juckreizlinderung können auch sehr erfolgreich physikalische und verhaltenstherapeutische Maßnahmen eingesetzt werden:

  • Kühlen
  • Hautpflege mit kühlenden Cremes, Lotionen oder Sprays
  • Umschläge mit Schwarztee
  • Fett-feuchte Verbände
  • Kratzalternativen wie Klopfen oder Kneifen an benachbarten nicht entzündeten Stellen
  • Ablenkung und Entspannung (Musik, autogenes Training, etc)

Detaillierte Anleitungen zu Hautpflege, Umschlägen und Verbänden sind in dem Kapitel Pflege zu finden.


Regelmäßiges Dokumentieren des Hautzustandes mittels „PO-SCORAD“

Um genauer zu beurteilen, ob und welche der vielen Maßnahmen Deinem Kind am besten geholfen haben, ist es oft hilfreich, gemeinsam mit Deinem Arzt Dein Expertenwissen als Eltern zu nutzen. Um die Einschätzung der Haut objektiver darzustellen und im Arzt-Patientenkontakt besser einzuordnen, hilft die visuelle Skala des subjektiven PO-SCORADS. Der Juckreiz und die Schlafstörungen und damit die Wirksamkeit der angewendeten Therapien können mit diesem Tool überwacht werden. Nutze für die Dokumentation hierfür die Nia-App mit der Funktion „Hautlaune“. Hier kannst Du einfach den subjektiven Wert auf einer Skala von 0 (= überkaupt keine Schlafstörung bzw. kein Juckreiz) bis 10 (= starke Schlafstörung/starker Juckreiz) festhalten.

Über die Funktion „Hautlaune“ kannst Du in der Nia App Schlafqualität und Juckreiz dokumentieren.

Quellen:
Monatsschrift Kinderheilkunde 2012
S2k-Leitlinie „Neurodermitis“ 2016, www.awmf.org