Wie das Weihnachtswunder Johannas Wünsche wahr werden ließ (Teil 4)

„Rudolf, Rudolf“, rief Johanna dem Rentier zu, „der Weihnachtsmann will Dich kennenlernen!“. 

Rudolf machte ganz große Augen und spitzte die Ohren. Der Weihnachtsmann war bereits beeindruckt davon, dass die kleine Johanna dasselbe Leid mit ihm teilte und dennoch so zuversichtlich war. Doch dass sie ihm außerdem nun noch ein Rentier vorstellte, was er bisher nicht kannte, machte ihn völlig baff. 

„Hoho, Du bist also Rudolf mit der roten Nase, hmm?“, sagte der Weihnachtsmann zu Rudolf. Dieser konnte seine Nase nicht vom Leuchten abhalten und sagte nur nervös: „Entschuldigen Sie, Herr Weihnachtsmann, dass meine Nase so leuchtet. Das passiert immer so ganz automatisch.“

„Nein, nein, lieber Rudolf. Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Schau mal, ich trage einen roten Mantel und habe obendrein noch rote Haut an meinen Händen. Deine rote Nase passt ganz und gar zum Licht der Weihnacht. Hoho, und zu der Marke des Weihnachtsmannes!“, entgegnete der Weihnachtsmann und stemmte seine kräftigen Arme in die Hüften. „Hohoho, eine rote Nase! Das ist besser als jede rote Weihnachtsmütze, ich sag’s euch. Johanna, der Rudolf ist spitze, den möchte ich meinen Wagen ziehen haben. Er soll ganz vorne eingespannt werden und den Wagen leiten!“. 

Rudolf konnte seinen Ohren nicht trauen. Vor Freude sprang und tänzelte er durch den Schnee. Johanna und der Weihnachtsmann erklärten den anderen Rentieren, dass Rudolf sie nun unterstützen und eine wichtige Funktion im Schlitten-Ziehen hätte. Die anderen Rentiere hatten Johanna bereits ins Herz geschlossen und entschuldigten sich bei Rudolf, früher so gemein zu ihm gewesen zu sein. 

Doch das war erst der Anfang! Johanna ging in die Wichtel-Küche und bat einen Weihnachtselfen, eine besondere Lotion zu kreieren. Zusammen fanden sie in den Vorratsschränken Haferflocken und Honig. „Die Haferflocken müssen zu Mehl gemahlen werden“, sagte Johanna und sah sich weiter im Raum um. Da entdeckte sie eine besondere Pflanze. „Da ist ja eine Aloe vera!“, rief sie begeistert und erklärte, wie man den Saft dieser Pflanze zusammen mit dem Hafermehl und dem Honig zu einer entzündungshemmenden Lotion verarbeitete. Kaum hatten sie die Mixtur fertig, füllte Johanna sie in ein Schraubglas und lief damit zum Weihnachtsmann. „Das ist eine besonders gut verträgliche Lotion. Die macht Mama mir immer, wenn meine Haut sehr trocken ist. Du musst sie zweimal am Tag auftragen. Wenn es schlimmer wird, gibt es in der Wichtelküche Schwarztee-Wraps für Dich, lieber Weihnachtsmann!“, sagte sie und überreichte ihm die eigens angefertigte Lotion. Der Weihnachtsmann war so gerührt, dass ihm fast eine Träne über sein Gesicht gekullert wäre. 

„Danke, liebe Johanna. Das ist das erste Mal, dass ich zu Weihnachten eine Lotion geschenkt bekomme, die mit so viel Liebe gemacht wurde. Die wird bestimmt helfen. Und das bringt mich dazu, jetzt eine wichtige Ansage für alle in der Wichtelwerkstatt zu machen!“. Der Weihnachtsmann ging auf die Vorrichtung der oberen Etage, von der aus man von allen in der Weihnachts-Werkstatt gehört werden konnte. Mit sehr lauter Stimme zog er die Aufmerksamkeit auf sich: „Hohoho, ihr Lieben, hört alle her!“. Sofort sahen alle Helferlein in der Werkstatt auf. Einige erwachten aus der Schockstarre von vorher, als sie vom Weihnachtsausfall gehört hatten.

„Die kleine Johanna hier neben mir hat mich ermutigt, Weihnachten nicht ausfallen zu lassen. Und sie hat recht, dass Weihnachten nicht aufgrund von Stress ausfallen darf. Davon haben wir und die Menschen da draußen schlichtweg genug. Daher möchte ich euch bitten, die Arbeit wieder aufzunehmen. Aber diesmal ohne Stress! Setzt euch nicht unter Druck und macht Pausen. Packt lieber ein Geschenk weniger ein, aber tut dafür Liebe in jedes Geschenk. Das werden die Kinder spüren, beim Öffnen. Und wenn sie die Liebe spüren, sind die Kinder auch eher bereit, ihre Geschenke untereinander zu teilen. Dann reicht es schon für alle. Und nun, ein fröhliches Einpacken!“, verkündete der Weihnachtsmann freudig.

Sofort atmeten einige Wichtel auf. „Jawohl, bei Weihnachten geht es ja nicht hauptsächlich um die Geschenke“, bestätigte ein Weihnachtswichtel und lächelte herzlich. Ein Wichtel legte feierliche Jazz-Weihnachtsmusik auf und sobald begann es in der Werkstatt wieder, dass im emsigen, aber diesmal gelassenen Stil Wunderwerke geschaffen wurden. „Gelassenheit ist wie ein kühles, klares Wasser, das uns hilft, in jeder Situation besonnen zu bleiben und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren“, formulierte ein Weihnachtself poetisch, während er behutsam ein Geschenk einwickelte. 

Als es mittlerweile Abend war und alles in der Werkstatt fröhlich und erfolgreich vonstattenging, kam der Weihnachtsmann breit lächelnd auf Johanna zu. „Danke liebe Johanna, dank Dir kann dieses Jahr ein märchenhaftes Weihnachtsfest wahr werden. Möchtest Du mit mir im Schlitten fahren und die ersten Geschenke verteilen?“

Da leuchteten die Augen des kleinen Mädchens riesengroß und sie klatschte freudig in die Hände. „Au ja, Unbedingt!“. Gemeinsam spannten sie die Rentiere an. Rudolf freute sich, seinen ersten Ausflug in Begleitung von Johanna zu erleben und die Wichtel halfen, alle Geschenke in einem großen Sack auf den Schlitten zu laden. Johanna war voller Aufregung und Vorfreude, als sie es sich auf dem Schlitten bequem machte. Jetzt war sie hautnah Teil eines der vermutlich aufregendsten Abenteuer ihres Lebens! 

Der Weihnachtsmann nahm die Zügel in die Hand und rief seinen Rentieren lachend „Hohoho!“ zu. Mit Rudolf an der Spitze galoppierten die Rentiere allesamt los und hoben sobald sachte vom knirschenden Schneeuntergrund ab. Dem Mädchen klappte vor Staunen die Kinnlade herunter. „Halt Dich gut fest, Johanna, nun fliegen wir mit Weihnachts-Geschwindigkeit in die Höh’!“, rief der Weihnachtsmann neben ihr. 


Und tatsächlich, schon befanden sie sich in schwindelerregender Höhe. Johanna beobachtete ehrfürchtig, wie das Rentiergespann sie anmutig durch den Nachthimmel führte. Rudolfs leuchtende Nase erhellte den Weg vor ihnen, sodass sie problemlos dahinglitten. Von dort oben konnte Johanna die vielen funkelnden Weihnachtslichter ihrer Heimatstadt sehen, die vom Schlitten aus wie glitzernde Sterne wirkten. Voller Staunen und Bewunderung zeigte sie mit dem Finger auf jedes Haus, das sie von oben aus erkennen konnte. Da war ihre Schule, ihr Lieblings-Spielplatz, die Häuser von ihren Klassenkameraden und auch ihr eigenes! Johanna prägte sich jedes Detail ein, so gut wie sie es konnte, um diesen besonderen Moment niemals zu vergessen. Ein Gefühl der Freiheit und der Magie überwältigte sie, das die Gewissheit schürte, dass alle ihre Träume wahr werden würden. 

Während der Reise überprüfte der Weihnachtsmann seine Liste und wies den Rentieren den Weg zu den Häusern der Kinder, die auf seiner Prioritäten-Liste standen. Das Mädchen sah staunend zu, wie der Weihnachtsmann geschickt zu jedem Haus navigierte und er gekonnt durch den Schornstein schlüpfte oder einen anderen Weg fand, um die Geschenke zu den Kindern zu bringen. Johanna wird ganz erfüllt von Freude bei dem Wissen, dass sie einen kleinen Teil dazu beigetragen hat, anderen eine solche Freude zu bereiten.

Nachdem sie schon eine Weile durch die Nachbarschaft geflogen waren, kommen sie schließlich vor Johannas eigenem Zuhause an. „Liebe Johanna, ich glaube, es wird Zeit, dass Du nach Hause kommst“, sagte der Weihnachtsmann während er sich zu ihr dreht. Johanna nickt. Auch wenn das Mädchen am liebsten für immer mit Rudolf und dem Weihnachtsmann durch die Lüfte geflogen wäre, vermisst sie ihre Mama bereits sehr und freut sich, wieder nach Hause zu kommen. 

„Doch das Allerwichtigste musst Du mir natürlich vorher noch beantworten“, fuhr der Weihnachtsmann fort und schmunzelte. „Was ist denn dein Weihnachtswunsch, liebe Johanna?“.

Johanna dachte kurz nach und antwortete dann: „Ein Wunsch ist bereits erfüllt, nämlich, dass Weihnachten nicht ausfällt.“

Rudolf drehte sich zu ihr um und zwinkerte ihr zu. Da nahm Johanna ihren Mut zusammen und sagte zum Weihnachtsmann: „Aber eigentlich wollte ich mir wünschen, dass ich keine Neurodermitis mehr habe…“ 

„Achso? Na, das verstehe ich. Auch wenn du schon ganz wunderbar mit dieser blöden Hautkrankheit umgehst, liebe Johanna“, antwortete der Weihnachtsmann verständnisvoll. „Allerdings weiß ich nicht, ob dieser Wunsch in meiner Macht liegt“, fügte er ehrlich hinzu. 

„Ja, das verstehe ich“, murmelte Johanna etwas betreten. „Doch einen Wunsch hätte ich trotzdem. Ich möchte, dass die anderen Kinder wegen meiner roten Wangen nicht mehr so gemein zu mir sind.“

„Hoho, das soll nicht mehr vorkommen, da hast du recht! Pass’ auf, ich habe hier so ein tolles Smartphone …“, erwiderte der Weihnachtsmann und holte auch noch Rudolf herbei. „Wir machen ein schickes Selfie von uns dreien. Schließlich passen wir gut zusammen, mit unserer roten Farbe im Gesicht und überall, hoho!“. Die drei steckten die Köpfe zusammen und lachten lustig in die Kamera. „So, und sobald ich wieder daheim bin, poste ich das Foto auf Instagram. Dann sehen alle, wie Du mir geholfen hast. Und na ja, wer dich dann noch wegen roter Wangen auslacht, der hat wohl nicht verstanden, dass selbst der Weihnachtsmann unter Neurodermitis leiden kann“. Die Idee fand Johanna super, schließlich nutzten fast alle ihre Klassenkameraden Instagram. Und was Johanna noch wichtiger war: Sie hatte ein Erinnerungsbild an ihren Freund Rudolf und den lieben Weihnachtsmann. Mit einem ganz tiefen Gefühl des Glücks und der Freude fiel sie ihren beiden Freunden zum Abschied um den Hals. Johanna winkte dem Weihnachtsmann und seinem Gespann hinterher und sah noch, wie sie sich wieder in die Lüfte erhoben. Dann öffnete sie ihre Haustür und rief: „Maaaama, ich bin wieder da! Und du wirst mir nicht glauben, was ich alles erlebt habe!“

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