Wie geht man bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie vor?

Grundsätzlich gilt: Eine Auslassdiät sollte nie allein aufgrund eines bloßen Verdachts eingeleitet werden! Insbesondere bei einschneidenden Auslassdiäten, die ganze Nahrungsmittelgruppen (wie etwa Milchprodukte) ausklammern, sollte die Diagnose immer durch einen Arzt mit allergologischem Schwerpunkt gesichert werden.

Durch den schubartigen Verlauf der Neurodermitis und die vielfältigen möglichen Einflussfaktoren auf den Hautzustand ist ein Zusammenhang zwischen Verzehr eines Nahrungsmittels und einer Hautverschlechterung nicht immer direkt festzustellen. Daher können das Führen eines Ernährungs-Symptom-Tagebuchs oder Neurodermitis-Tagebuchs hilfreich sein. Im Neurodermitis-Tagebuch wird neben den verzehrten Getränken und Speisen auch der Hautzustand und die Juckreizintensität sowie die Hautpflege (Basistherapie) und Verwendung antientzündlicher Cremes und Salben dokumentiert. Zudem fragt das Tagebuch potenziell relevante Provokationsfaktoren, wie die Wetterbedingungen, Kontakt zu (Haus-)Tieren, Infekte oder Stress ab, die einen Einfluss auf den Hautzustand nehmen können. So können sich erste Verdachtspunkte ergeben oder aber auch entkräftet werden. Denn bei der Mehrzahl der Kinder mit Neurodermitis spielen Nahrungsmittel als Auslöser einer Hautverschlechterung keine Rolle.

Ein Ernährungstagebuch kann dem Arzt bei der Aufklärung helfen

Eine umfassende Erhebung der Krankengeschichte und der Ernährungsgewohnheiten können den Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie ggf. weiter erhärten, so dass ein Arzt einen Allergietest (Haut- oder Bluttest) durchführt. Allerdings messen Haut- und Bluttests erst einmal nur Sensibilisierungen und weisen noch keine Allergie nach.

Im Gegenteil: Wird ein Nahrungsmittel aufgrund eines positiven Allergietests gemieden, das bisher ohne Symptome vertragen wurde, kann das Weglassen des Nahrungsmittels sogar erst zum Auftreten einer allergischen Reaktion führen!

Deutet auch der Allergietest auf eine Nahrungsmittelallergie hin, kann sich für einen begrenzten Zeitraum von zwei bis maximal vier Wochen in Absprache mit dem Arzt und/oder einer Ernährungsfachkraft eine diagnostische Auslassdiät (Eliminationsdiät) anschließen. In dieser Zeit wird das verdächtige Nahrungsmittel (z.B. Eier) bzw. die Nahrungsmittelgruppe (z.B. Milchprodukte), in dem Speiseplan des Kindes gemieden. Damit das Kind in der Zeit ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist und gleichzeitig auch versteckte Allergenquellen in verarbeiteten Nahrungsmitteln gemieden werden, ist eine Begleitung durch eine allergologische geschulte Ernährungsfachkraft dringend zu empfehlen.

Diäten sollten nur in Absprache mit medizinischen Fachpersonal durchgeführt werden

Bessert sich der Hautzustand während der diagnostischen Auslassdiät deutlich, kann sich zur Sicherung der Diagnose eine orale Provokation anschließen. Bei dieser werden unter ärztlicher Aufsicht gezielt Nahrungsmittel auf ihre Verträglichkeit hin getestet oder stufenweise wieder eingeführt. Diese Provokation erzielt die eindeutigsten Ergebnisse, wenn sie doppel-blind und plazebo-kontrolliert durchgeführt wird, was bedeutet, dass weder der Arzt noch die Eltern oder das Kind, sondern lediglich eine dritte Person (meist die Ernährungsfachkraft) weiß, welches Allergen – oder auch ob ein Plazebo – verabreicht wurde. Die Reihenfolge der Wiedereinführung der verdächtigen Nahrungsmittel richtet sich nach der ernährungsphysiologischen Notwendigkeit, den allergologischen Befunden sowie dem individuellen Speiseplan des Kindes. Die folgende Pyramide verdeutlicht eine solche Vorgehensweise:

Abbildung: Vorgehen bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergien bei Neurodermitis

Hat die durchgeführte diagnostische Diät und die Provokation ergeben, dass eine Nahrungsmittel­allergie vorliegt, folgt eine therapeutische Diät. Alle Nahrungsmittel, die eine eindeutige Reaktion bei einer Provokation ausgelöst haben, werden für 1 bis 2 Jahre aus dem Speiseplan herausgelassen. In Ausnahmefällen bei schweren allergischen Reaktionen kann der Einsatz von Notfallmedikamenten erforderlich werden.

Nach 1- bis 2-jähriger Meidung sollte durch einen Arzt überprüft werden, ob die Allergie noch besteht, denn viele Allergien auf Grundnahrungsmittel haben eine gute Prognose im Sinn einer spontanen Toleranzentwicklung. Die Diät sollte dabei unter Auslassung des auslösenden Nahrungs­mittels und einem vollwertigen Ersatz durch Nahrungsmittel mit vergleichbarem Nährstoff­gehalt so individuell wie möglich gestaltet werden. Damit dies gelingt, ist die Begleitung durch eine allergologische geschulte Ernährungsfachkraft sinnvoll. So kann auch sichergestellt werden, dass trotz der Diät eine hohe Lebensqualität und eine altersgerechte Entwicklung möglich sind. Kontakt zu einer allergologisch geschulten Ernährungsfachkraft finden Sie über das Netzwerk „Allergologisch spezialisierter Ernährungsfachkräfte“ des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB, www.daab.de) sowie über den Arbeitskreis Diätetik in der Allergologie (www.ak-dida.de).