Neurodermitis-Schub im Herbst? Interview mit Dr. Alneebari

Der Sommer hat sich verabschiedet. Im Herbst beobachten viele Neurodermitis-Betroffene eine Verschlechterung der Haut. Unsere Co-Gründerin und Dermatologin Dr. Reem Alneebari beantwortet heute unsere Fragen, wie man für den Wetterumschwung gewappnet ist.

Hallo Reem, eine gute Nachricht zuerst: Gilt es erst einmal aufzuatmen, wo nun allergische Reaktionen auf Pollen und ähnliches zurückgehen? 

Es stimmt, dass die meisten Allergene keine Hochsaison mehr haben. Darum erfahren viele Neurodermitiker*innen bereits Erleichterung und auch die Haut wird durch die Allergene nicht mehr so belastet. Allerdings haben bestimmte Allergene erst im Herbst Hochsaison, wie zum Beispiel Ambrosia. Auch Schimmelpilz breitet sich bei feuchten und niedrigeren Temperaturen leichter aus. Wer unter einer Hausstaubmilbenallergie leidet, reagiert leider besonders im Herbst und Winter mit allergischen Symptomen. Das liegt an der trockenen Luft, bei der die Milben absterben. Dabei setzen sie Allergene frei und die Heizungsluft wirbelt sie wiederum auf. 

Bei allergischen Reaktionen im Herbst besteht Verwechslungsgefahr mit einer Erkältung. Ein Gang zum Arzt schafft Aufklärung, ob es sich bei dem Schnupfen um eine Allergie handelt. Die gute Nachricht ist: Eine Hyposensibilisierung (Immuntherapie gegen Allergien) beginnt üblicherweise auch in der kühlen Jahreszeit.

Meine Haut reagiert auch auf die Temperatur- und Wetterumschwünge. Was kann ich tun?

Bei kühlen Temperaturen am Morgen möchte man sich intuitiv warm einpacken. Da kann es aber durch unterschiedlich beheizte Räume und Bewegung schnell zu Schweißbildung kommen. Dadurch bilden sich Bakterien, die den Juckreiz fördern. Für Neurodermitiker*innen gilt daher: Lieber in Zwiebelschichten anziehen. Und natürlich in Kleidung aus geeigneten Textilien, wie zum Beispiel Baumwolle, Seide oder Leinen

Auch Innenräume sollten nicht zu stark beheizt werden. Die Heizluft trocknet sonst die Neurodermitis-Haut noch weiter aus. Dass jetzt vielerorts beim Heizen gespart wird, kommt Neurodermitiker*innen eher zugute. Bei der Heizung ist es wichtig, trotzdem weiterhin auf genügend Luftfeuchtigkeit zu achten. Zum Beispiel durch feuchte Tücher, eine Schale Wasser, oder einen Luftbefeuchter. 

Was muss ich beim Eincremen beachten? 

Zweimal täglich eincremen ist nun besonders ratsam, denn die Neurodermitis-Haut neigt im Herbst sehr schnell zu Trockenheit und offenen Stellen. Damit keine Erreger und Bakterien dort einfallen, eignen sich in der kühleren Jahreszeit fetthaltige Cremes. Die Regel ist “fett auf trocken und feucht auf feucht”. Am besten wird individuell mit dem*r Dermatolog*in erwogen, welche Cremes geeignet sind. Das ist von Person zu Person sehr verschieden. 

Mein Kind mit Neurodermitis spielt im Herbst gerne in der Natur. Sollte ich auf irgendetwas achten? 

Beim Spielen draußen sollte man darauf achten, ein Paar Wechselsocken und wasserfeste Wechselschuhe mitzunehmen. Denn wenn die Füße nass werden, kann das schnell zu entzündeten Stellen führen. Wenn man aber auf diese Tipps achtet, ist das Draußen-Spielen kein Problem. Kinder sollen Spaß am Jahreszeitenwechsel haben. Die bunten Farben und Blätter, die frische Luft und manche Pfützen laden für Outdoor-Aktivitäten mit Freunden oder Familie ein. Es zu genießen, ist vielleicht ein Geheimtipp für alle Menschen, die ihrer Gesundheit Gutes tun wollen. 

Vielen Dank Dr. Reem Alneebari für die Tipps!

Weiterführende Quellen:

https://www.24vita.de/allergien-unvertraeglichkeiten/allergien/hausstauballergie-schimmelpilzallergie-ambrosia-herbst-wetter-kaelte-daab-90063329.html

https://allergia.at/de/allergien/neurodermitis-tipps-herbst