Psychologische Aspekte im Umgang mit dem Kratzen
Juckreiz-Kratz-Zirkel und lernpsychologische Zusammenhänge

- Kratzen bei chronischem Juckreiz Kratzen ist eine natürliche, reflexhafte Reaktion auf Juckreiz. Basistherapie und antientzündliche Therapie sollten in ausreichendem Maße eingesetzt werden um den Hautzustand zu verbessern und damit den Juckreiz zu lindern. Bei entzündeter und juckender Haut kann man von Kindern nicht erwarten, dass sie nicht kratzen, da sich ein Juckreizgedächtnis ausgebildet hat. Bestimmte juckreizleitende Neurone und von ihnen exprimierte Mediatoren haben eine Überempfindlichkeit entwickelt und erzeugen eine „automatisierte“ motorische Antwort der kratzenden Hand.
- Habituelles Kratzen Kinder können sich das Kratzen in verschiedenen Situationen angewöhnen, z.B. auf dem Wickeltisch, wenn die Kleidung ausgezogen wird, beim Fernsehen oder bei Langeweile. Es ist hilfreich, die Situationen zu identifizieren und die Hände alternativ zu beschäftigen, z.B. einen Gegenstand halten oder drücken, die Hände verschränken, sich auf die Hände setzen. Bei älteren Kindern zusätzlich Selbstbeobachtung schulen.
- Kratzen als Übersprungshandlung Bei Verlegenheit, Aufregung, Müdigkeit kommt es zum Spannungsabbau mithilfe des Kratzens. Es ist hilfreich, die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und darauf einzugehen. Bei älteren Kindern sollten Eltern zusätzlich gezielt über Ängste, Sorgen, Stress mit ihrem Kind sprechen und Lösungen z.B. für sozialen Stress suchen. Eltern können selbstbehauptendes Verhalten mit ihren Kindern einüben.
- Instrumentalisiertes Kratzen
Kinder können lernen, das Kratzen einzusetzen um Ziele zu erreichen, z.B. Aufmerksamkeit zu bekommen. Eltern können gemäß lernpsychologischer Prinzipien folgendermaßen reagieren:
- Nichtverstärken des demonstrativ eingesetzten Kratzens durch eine gelassene Haltung
- die Haut wird bei Hautverletzung ggf. sachbezogen versorgt und gepflegt ohne besondere emotionale Zuwendung für das Kind
- Gezielte Zuwendung in kratzfreien Intervallen
- Verständnis entwickeln für die kindlichen Intentionen und die Lerngeschichte: nicht provozieren lassen, sich nicht bestraft fühlen, emotionalen Eskalationen souverän aus dem Weg gehen