Scham bei Neurodermitis: 3 Tipps für hilfreichen Umgang

Bei chronisch entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis kommen oft unangenehme Gefühle wie Scham bezüglich der eigenen Haut auf. Doch was für Gefühle sind das genau und wie kannst Du mit ihnen umgehen? Darüber sprechen wir in diesem Artikel.

Scham bei Neurodermitis

Scham ist, wenn Du Dich peinlich oder bloßgestellt fühlst. In unserer Gesellschaft mit dem Schönheitsideal einer reinen, makellosen Haut kann Scham auch bei Neurodermitiker*innen stärker auftreten. Dieses Gefühl kann sich zum Beispiel in folgenden Verhaltens- oder Denkweisen niederschlagen:

  • Versuchen, betroffene Hautzustellen mit Kleidung oder Make-up zu verstecken
  • Andere Menschen mit gesunder Haut beneiden
  • Den Kontakt zu anderen Menschen vermeiden, damit sie nicht die eigene Haut sehen
  • Gedanken wie „Ich fühle mich unsicher oder nervös“,
  • „Ich hadere mit meinem äußeren Erscheinungsbild“,
  • „In meiner Haut fühle ich mich unattraktiv“.

Schämen sich Neurodermitis-Betroffene sehr für ihre Haut, kann das die Lebensqualität beeinträchtigen. Das betrifft zum Beispiel die psychische Gesundheit, Sexualität und zwischenmenschliche Beziehungen.

Wortwahl fürs Spektrum der Gefühle

Gefühle wie Trauer, Wut, Scham oder Angst werden in der Alltagssprache meist als „negative“ Gefühle bezeichnet. Dabei gehören auch sie zur normalen und grundlegenden emotionalen Reaktion des Menschen. Angst ist zum Beispiel ein Gefühl, dass vor realen Gefahren schützt und hat damit eine wichtige Funktion.

Unterteilt man Emotionen in positiv und negativ, fördert das ein Bild von „negativ ist schlecht und zu vermeiden“. Ebenso besteht das Bild „positiv ist erstrebenswert und toll“. Diese Sichtweise kann einem hilfreichen Umgang mit Gefühlen im Wege stehen. Denn mit dem Attribut negativ versuchen wir eher, den Gefühlen aus dem Weg zu gehen, anstatt uns damit zu beschäftigen. Allerdings haben alle Emotionen ihren Sinn und Zweck.

Anstelle Gefühle in „positiv“ und „negativ“ zu unterteilen, können sie auch im Spektrum von angenehm bis unangenehm verordnet werden. Diese Wortwahl hilft Dir, immer wieder eine neue Sichtweise auf Deine aktuelle Lage und Emotionen und einen hilfreichen Umgang damit zu finden.

Mit unangenehmen Emotionen umgehen

Kain nach dem Mord an seinem Bruder Abel, Skulptur von Henri Vidal, 1896, Jardin des Tuileries

Neben der veränderten Wortwahl und Perspektive haben wir Dir im Folgenden weitere Hinweise zusammengestellt, die Dir den Umgang mit unangenehmen Gefühlen erleichtern können.

  1. Du bist nicht Schuld an der Neurodermitis
    • Gefühle von Schuld und Scham liegen eng beieinander. Jedoch liegt das Ausbrechen einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung außerhalb Deiner Macht. Neurodermitis wird durch komplexe Faktoren beeinflusst – es muss kein „Schuldiger“ gesucht werden.
  2. Vertraue Dich nahestehenden Personen an
    • Menschen, die keine Neurodermitis haben, können möglicherweise Deine Situation nicht ganz nachvollziehen. Eventuell nehmen sie keine Rücksicht auf Deine Erkrankung oder machen unsensible Kommentare. Auch das anzusprechen und in einer vertrauensvollen Atmosphäre zu erklären, was Neurodermitis für Dich bedeutet, kann den Umgang erleichtern.
  3. Suche professionelle Hilfe
    • Leidest Du sehr unter starken Scham- oder Angstgefühlen mit Deiner Haut, dann kann psychologische Hilfe von einem oder einer Therapeut*in angebracht sein. Mithilfe von Psychotherapie entwickelst Du Strategien zum hilfreichen Umgang mit belastenden Emotionen und Gedanken.

Emotionen haben ihren Sinn. Wenn wir sie als unangenehm und nicht als negativ betrachten, kann ein hilfreicher, achtsamer Umgang mit ihnen gelernt werden. Mehr über das Thema Achtsamkeit kannst Du hier nachlesen.

Gefühle wahrnehmen ist erster Schritt

Aus der Psychotherapie-Forschung weiß man mittlerweile, dass das Wahrnehmen und Erkennen von Gefühlen der erste Schritt zur Emotionsregulation ist. Es geht dabei nicht darum, „alles unter Kontrolle zu haben“. Denn alles kontrollieren zu wollen führt mitunter dazu, dass wir herausfordernden Dingen aus dem Weg gehen oder Gefühle unterdrücken oder uns davon ablenken wollen. Stattdessen besteht das Ziel darin, eine Bandbreite von Gefühlen identifizieren und sie akzeptieren zu können, ohne sich davon überwältigt zu fühlen. Falls Du Dich weiter zum Thema Gefühle informieren möchtest, können wir Dir zum Beispiel diese Webseite empfehlen.

Quellen:

  • Arents, B.W.M., Mensing, U., Seitz, I.A. et al. Atopic eczema score of emotional consequences—a questionnaire to assess emotional consequences of atopic eczema. Allergo J Int 28, 277–288 (2019). https://doi.org/10.1007/s40629-019-0098-y

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