Neurodermitis-Behandlung: 4 aktuelle Erkenntnisse aus den neuen Leitlinien 2024

Hände mit Einweghandschuhen, weißer Kittel, Stethoskop

Du hast sicherlich schon einiges über die Neurodermitis-Behandlung gehört. Chronische Hauterkrankung können das Leben ganz schön schwer machen. Doch zum Glück gibt es in der Medizin ständig neue Erkenntnisse. Die Neurodermitis-Behandlung hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und 2024 gibt es brandneue Leitlinien, die Dir helfen können, Deine Hautbeschwerden besser in den Griff zu bekommen.

Neurodermitis ist eine chronische Hautkrankheit, die sich durch trockene, juckende und gerötete Hautstellen äußert. Sie kann sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen und den Alltag erheblich beeinträchtigen.

In diesem Artikel möchten wir Dir die aktuellen Erkenntnisse und Empfehlungen zur Neurodermitis-Behandlung näherbringen. Wir greifen dabei auf die neuesten Leitlinien zurück, die von Expert*innen auf dem Gebiet entwickelt wurden und auf evidenzbasiertem Wissen beruhen.

Überblick über Neurodermitis-Leitlinie 2024

Die deutsche Leitlinie für Neurodermitis wurde aufgrund neuer Forschungsergebnisse und der Zulassung innovativer Therapien kürzlich aktualisiert. Entwickelt von einem Team aus Expert*innen, basiert sie auf dem neuesten Stand der Forschung und ist vollgepackt mit hilfreichen Informationen. Die Leitlinie ist eine Art Leitfaden für Ärzt*innen und Patient*innen. Sie erklärt, wie Neurodermitis diagnostiziert und behandelt werden kann, und bietet klare Empfehlungen für die besten Vorgehensweisen. Diese Neuerungen spiegeln sich nicht nur in den Empfehlungen, sondern auch in einem erhöhten Evidenzniveau wider. Das Evidenzniveau weist auf robustere wissenschaftliche Belege hin.

Wichtige Änderungen und Aktualisierungen im Vergleich zu früheren Leitlinien

In der neuen Neurodermitisleitlinie wurden insbesondere folgende Punkte überarbeitet:

  • Neue Empfehlungen zu Lokaltherapien
  • Neu zugelassene Therapien
  • Berücksichtigung weiterer nicht-medikamentöser Therapien und Behandlungsansätze
Mann, der in ein Mikroskop blickt.

Neurodermitis-Behandlung gemäß Leitlinie

Wenn es um die Behandlung Deiner Neurodermitis geht, gibt es eine Vielzahl von Empfehlungen gemäß der Neurodermitis-Leitlinie 2024, die Dir helfen können, Deine Hautbeschwerden zu lindern und Deine Lebensqualität zu verbessern.

  1. Grundlagen der Neurodermitis-Behandlung: Die Basispflege und antientzündliche Therapie bleiben weiterhin zentrale Bausteine der Neurodermitis-Behandlung. Die aktualisierten Empfehlungen betonen die konsequente Anwendung pflegender Cremes und Salben sowie die Verwendung von Kortison und Calcineurininhibitoren für eine effektive antientzündliche Therapie. Eine proaktive Therapie im schubfreien Intervall wird ebenfalls empfohlen. Proaktiv bedeutet, dass man auch bei abgeheilten Ekzemen die Haut regelmäßig mit einer gegen Entzündung wirkenden Creme behandelt, um neuen Schüben vorzubeugen.
  2. Lokaltherapien gegen Bakterien und Pilze: Die Leitlinie unterstreicht die Bedeutung von Lokaltherapien, die nicht nur pflegend wirken, sondern auch gegen Bakterien und Pilze gerichtet sind. Hierbei kommen spezielle Cremes, Waschlotionen und/oder Badezusätze zum Einsatz.
  3. Neue Systemtherapien: Im Falle, dass herkömmliche Maßnahmen wie Eincremen und Lichttherapie nicht mehr ausreichend sind, werden in der Leitlinie die Fortschritte in der zielgerichteten Therapie mit Tabletten oder Spritzen berücksichtigt. Die Einführung von Januskinase (JAK)-Inhibitoren und Biologika als neue Systemtherapien ermöglicht eine gezielte Beeinflussung der Entzündungsprozesse im gesamten Körper. JAK-Inhibitoren sind als Tabletten und Biologika als Spritzen, die Patient*innen selbst spritzen können, verfügbar.
  4. Intervalltherapie mit JAK-Inhibitoren: Die Autoren der Leitlinie diskutieren die Möglichkeit einer Intervalltherapie mit JAK-Inhibitoren. Diese Strategie kann insbesondere bei Patient*innen angewendet werden, die nicht ganzjährig Symptome zeigen. Durch eine gezielte Therapiepause während schubfreier Intervalle im Sommer kann eine effektive Systemtherapie individuell angepasst werden.

Die aktualisierte Neurodermitis-Leitlinie bietet einen umfassenden Einblick in die neuesten Erkenntnisse und Therapieoptionen. Die Vielfalt der empfohlenen Maßnahmen ermöglicht eine individuelle und effektive Behandlung, die auf die Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten ist.

Falls Du wissen möchtest, ob es für Dich wichtige Änderungen in der Behandlung Deiner Neurodermitis geben könnte, sprich mit Deinen Hautärzt*innen darüber.

Neben den medikamentösen Therapien spielen auch nicht-medikamentöse Behandlungsansätze eine wichtige Rolle. Eine gute Hautpflege und der Schutz vor Feuchtigkeitsverlust sind entscheidend, um Deine Hautbarriere zu stärken und Irritationen zu reduzieren. Es ist auch wichtig, Triggerfaktoren zu identifizieren und zu vermeiden, die Deine Neurodermitis verschlimmern können. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel, allergene Substanzen oder Umweltfaktoren. Hier findet Du mehr Informationen zu möglichen Auslösern.

Darüber hinaus können psychotherapeutische Maßnahmen und Stressmanagementtechniken Dir helfen, mit den emotionalen Auswirkungen von Neurodermitis umzugehen und Deine Lebensqualität zu verbessern. Stress kann einen negativen Einfluss auf Deine Haut haben und das Auftreten von Schüben verstärken, daher ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, um Stress abzubauen und Dein Wohlbefinden zu fördern. Mehr zum Umgang mit Stress, findest Du in diesem Artikel.

Diagnose und Klassifizierung von Neurodermitis

Dieser Teil der Leitlinie ist zwar nicht neu, aber sehr Wichtig, weshalb wir auf die Diagnose nochmal genauer eingehen.

Im Bereich der Neurodermitis-Behandlung ist eine präzise Diagnose der erste Schritt auf dem Weg zur Linderung Deiner Hautbeschwerden. Die Diagnose und Klassifizierung von Neurodermitis sind entscheidend, um eine maßgeschneiderte Behandlung zu ermöglichen.

Neurodermitis zeigt sich in unterschiedlichen Ausprägungen und Symptomen, die von Person zu Person variieren können. Typische Anzeichen umfassen trockene, juckende und gerötete Hautstellen, die sich häufig verschlimmern können.

Die Diagnose von Neurodermitis basiert in erster Linie auf den klinischen Merkmalen und Symptomen, die Du zeigst. Dein Arzt oder Deine Ärztin wird Deine Haut gründlich untersuchen und Deine Krankengeschichte aufnehmen, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Diagnose von Neurodermitis bei Kindern und Erwachsenen unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen kann. Bei Kindern können die Symptome oft schwerer zu erkennen sein, da Kinderhaut etwas anders ist als die Haut von Erwachsenen.

Eine präzise Diagnose ist jedoch unerlässlich, um die bestmögliche Neurodermitis-Behandlung zu gewährleisten. Daher ist es wichtig, mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin zusammenzuarbeiten, um eine genaue Einschätzung Deiner Hautzustände zu erhalten.

Die Klassifizierung von Neurodermitis kann auch helfen, den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen und den Verlauf der Behandlung zu planen. Dein Arzt oder Deine Ärztin wird verschiedene Kriterien berücksichtigen, um festzustellen, ob es sich um eine milde, moderate oder schwere Form von Neurodermitis handelt.

Insgesamt ist eine präzise Diagnose und Klassifizierung von Neurodermitis der Schlüssel zu einer effektiven Behandlung.

Praktische Tipps für Betroffene und Eltern

Hier sind einige praktische Tipps für Betroffene und Eltern von betroffenen Kindern, die Dir dabei helfen können, mit Neurodermitis umzugehen und Deine Hautgesundheit zu verbessern:

Frau mit Creme im Gesicht: Neurodermitis-Behandlung
  1. Hautpflege ist das A und O: Eine regelmäßige und angepasste Hautpflege ist entscheidend, um Deine Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen, Irritationen zu reduzieren und Deine Hautbarriere zu stärken.
  2. Achte auf Deine Kleidung: Trage lockere, atmungsaktive Kleidung aus weichen Materialien wie Baumwolle, um Reibung und Irritationen zu minimieren. Vermeide kratzige Stoffe und enge Kleidung, die Deine Haut reizen könnten.
  3. Vermeide Triggerfaktoren: Identifiziere und vermeide potenzielle Auslöser für Deine Neurodermitis-Schübe. Die Nia App kann Dich bei der Identifizierung Deiner Auslöser unterstützen.
  4. Hydriere Deine Haut: Trage regelmäßig Cremes oder Salben auf Deine Haut auf, besonders nach dem Duschen oder Baden, um Deine Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und den Feuchtigkeitsverlust zu reduzieren.
  5. Pflege Deine Nägel: Halte Deine Nägel kurz geschnitten, um das Risiko von Kratzverletzungen und Infektionen zu reduzieren. Vermeide es, stark zu kratzen, um weitere Hautreizungen zu verhindern.
  6. Stressmanagement: Entwickle Strategien zur Stressbewältigung, wie zum Beispiel regelmäßige Entspannungsübungen, Yoga oder Meditation.
  7. Suche Unterstützung: Suche den Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren, um Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung zu erhalten. Du bist nicht allein mit Deiner Neurodermitis!

Fazit

Die Neurodermitis-Leitlinie 2024 bietet wertvolle Einblicke und Empfehlungen zur Neurodermitis-Behandlung. Basierend auf dem neuesten Stand der Forschung und evidenzbasiertem Wissen, ist sie ein unverzichtbares Werkzeug für Ärzt*innen.

Die Behandlung von Neurodermitis erfordert eine individuelle und ganzheitliche Herangehensweise. Es gibt keine Einheitslösung, und was für eine Person funktioniert, muss nicht unbedingt für eine andere gelten. Daher ist es wichtig, dass Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin eine maßgeschneiderte Behandlung zu entwickeln, die Dir am besten hilft.

Die Neurodermitis-Behandlung umfasst nicht nur medikamentöse Therapien, sondern auch nicht-medikamentöse Ansätze wie eine angepasste Hautpflege, Stressmanagement und die Vermeidung von Triggerfaktoren. Indem Du diese Empfehlungen befolgst und regelmäßige Nachsorge-Termine einhältst, kannst Du Deine Neurodermitis-Symptome effektiv kontrollieren und Deine Lebensqualität verbessern.

Die Zukunft der Neurodermitis-Behandlung verspricht weitere Fortschritte und Innovationen. Die Forschung auf diesem Gebiet geht stetig voran, und neue Therapiemöglichkeiten und Technologien werden entwickelt, um die Lebensqualität von Neurodermitis-Betroffenen weiter zu verbessern.

Literatur:

013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf (awmf.org) (extern)

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