Sex bei Neurodermitis: 6 hilfreiche Tipps für Partnerschaft und Intimität

Partnerschaft und Sex bei Neurodermitis sind sehr intime Themen. Sie werden daher nur selten beim Hautarzt oder der Hautärztin angesprochen. In diesem Artikel möchten wir enttabuisieren und Dich mit wichtigen Informationen und praktischen Takeaways unterstützen.

Jede Partnerschaft ist irgendwann mit Herausforderungen konfrontiert und kann mal belastet sein. Natürlich kann es sein, dass Deine Partnerschaft oder Dein Sexualleben nicht explizit von der Neurodermitis beeinflusst ist. Doch wenn Du Dich bei diesem Thema angesprochen fühlst, bist Du nicht alleine

Probleme mit Sex bei Neurodermitis nicht ungewöhnlich

Tatsächlich berichtet fast jede dritte Person mit Neurodermitis von Einschränkungen in ihrer sexuellen Gesundheit. Unter den Betroffenen von schwerer Neurodermitis berichten sogar 60 % davon, schon einmal Probleme mit ihrer Intimität gehabt zu haben. 

Die Möglichkeit, lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klar unter sexueller Gesundheit gefasst. Oftmals denken wir bei sexueller Gesundheit lediglich an Geschlechtskrankheiten. Die WHO berücksichtigt allerdings auch die emotionalen, sozialen und psychischen Ebenen von Sexualität. Besonders die sind gemeint, wenn wir über Neurodermitis reden. Denn natürlich ist Neurodermitis keine ansteckende und keine sexuell übertragbare Krankheit. 

Folgende Faktoren können Intimität, Partnerschaft oder Sex bei Neurodermitis reschweren:

  • Körperliches Erscheinungsbild
  • Geringeres Selbstbewusstsein
  • Unangenehme Empfindungen in erogenen Zonen wegen Juckreiz und Schmerz.
  • Zusätzlich bestehende Allergien 
  • Zusätzlich bestehende psychische Probleme 

Zärtlichkeiten austauschen unter erschwerten Bedingungen

Unsere Haut vermittelt uns die Berührung zur Außenwelt. Durch den Tastsinn erfahren wir, wo unser Körper anfängt und wo er aufhört. Wir nehmen Berührungen zu anderen Menschen wahr – eine wichtige Erfahrung für unser seelisches Wohlbefinden. Über Berührungen, Zärtlichkeiten und Sex schüttet der Körper das Hormon Oxytocin aus. Oxytocin ist als „Kuschelhormon“ bekannt. Es schafft eine verstärkte und vertrauensvolle Bindung, senkt Stress und baut Ängste ab

Doch wenn die Haut an jedem Zentimeter juckt, schuppt, schmerzt oder an manchen Stellen gar blutet, ist dann an Sex bei Neurodermitis überhaupt zu denken? Ein verletztes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, Scham oder Angst vor Ablehnung können engem Körperkontakt ein Hindernis werden. So kann bereits als Neurodermitis-Betroffene*r das Ausziehen vor einer anderen Person für Unwohlsein sorgen.

Akzeptanz und Selbstfürsorge sind erste wichtige Schritte für ein erfülltes Sexualleben. Wer sich samt Haut und Haar annimmt und akzeptiert, findet sich selbst meist auch attraktiver.

Wenig Lust auf Sex bei Neurodermitis mit schwerer Form

Sexuelles Verlangen und Befriedigung sind wichtige Komponenten von sexueller Gesundheit. Vor allem Patient*innen mit schwerer Neurodermitis berichten von einer geringeren Libido aufgrund ihrer Haut. Bei schwereren Ausprägungen von Neurodermitis sind häufiger auch sensible Körperbereiche wie die Brüste oder Geschlechtsorgane von Ekzemen betroffen. Dadurch kann intimer Körperkontakt und Sex bei Neurodermitis als unangenehm empfunden werden. 

Neurodermitis kann Männer wie Frauen in ihrem Sexualleben einschränken. Allerdings äußert es sich manchmal unterschiedlich. So sind Handekzeme für Männer oftmals belastender für das Empfinden von sexueller Lust und Befriedigung. Außerdem gibt es Hinweise, dass Erektionsstörungen häufiger unter Neurodermitis auftreten können. Da Erektionsstörungen bei Männern im Allgemeinen aber nicht ungewöhnlich und die Zusammenhänge zu Neurodermitis noch unklar sind, muss das noch weiter erforscht werden. 

Über Partnerschaft und Sex bei Neurodermitis reden

Der wichtigste Ansatz, um mit den verschiedenen und sensiblen Problemen bezüglich Sex bei Neurodermitis umzugehen, ist Kommunikation. Oft weiß Dein Gegenüber einfach nicht, wie es sich in Neurodermitis-Haut anfühlt. Kommunikation ist daher umso wichtiger. Wenn Du merkst, dass Du Dich nicht auf körperlichen Kontakt einlassen kannst, da Dein Hautzustand das nicht hergibt, versuche es Deinem Gegenüber zu erklären. Redet darüber, wie ihr euch fühlt, was belastend und was schön ist.

Weitere praktische Tipps für Intimität

Neben Kommunikation gibt es einige Tipps und Hinweise, die Du beachten kannst, um Partnerschaft und Sex bei Neurodermitis trotzdem zu genießen.

Auch wenn es anfangs schambehaftet sein mag: Es hilft, sich über Sex und Partnerschaft bei Neurodermitis auszutauschen.

Allergien und Schweiß als Triggerfaktoren bei Intimität

Neurodermitis-Betroffene reagieren oft sensibler auf bestimmte Elemente, die mit der Haut in Berührung kommen. Während des Geschlechtsverkehrs können das auch Schweiß, Speichel und Samenflüssigkeit sein. Besonders Schweiß, der sich während der sexuellen Aktivität oft bildet, kann den Juckreiz bei Neurodermitis verstärken. Manche Neurodermitis-Patient*innen können außerdem eine allergische Reaktion gegen körpereigenen Schweiß entwickeln. 

Da viele Neurodermitis-Betroffene oft auch Lebensmittelallergien haben, kann es in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen durch den oder die Partner*in kommen. Zum Beispiel kann eine sehr starke Nussallergie auch via Speichel und Samenflüssigkeit des Partners ausgelöst werden.

Partnerschaft kann Stützpfeiler sein

Auf der einen Seite kann zwar eine Partnerschaft durch die Hautkrankheit belastet sein. So können auch Partner*innen weniger Lust empfinden oder von dem Kratzen und den Ekzemen überfordert sein. Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht. Da Neurodermitis eine oft langwierige, chronische Hautkrankheit ist, kann sich eine stabile Beziehung positiv darauf auswirken. Unterstützung vom Partner oder von der Partnerin scheint das Krankheitsverständnis und den Therapieerfolg zu verbessern

Auch körperliche Intimität kann Stress-bedingte Entzündungen bei Neurodermitis verringern. So kann Küssen besonders bei Patient*innen mit Allergien verschiedene zelluläre Mechanismen positiv beeinflussen. Dadurch soll auch der Juckreiz indirekt vermindert werden.

Sex bei Neurodermitis schüttet außerdem natürlich wie bei Menschen ohne Hautleiden Hormone aus, die Dir wohl bekommen können. Dazu zählen Endorphine, welche das allgemeine Wohlbefinden steigern und Stress reduzieren können.

Tipps für angenehmeren Sex bei Neurodermitis:

  1. Schweiß: Wasche Schweiß nach dem Geschlechtsverkehr so schnell ab, wie möglich. Das verhindert Irritationen und Juckreiz auf der Haut.
  2. Kondome: Wenn Du allergisch gegen Latex bist, verwende Kondome, die nicht aus Latex bestehen. 
  3. Gleitgel: Wenn Du Gleitgel nutzen möchtest, kannst Du auf solches ohne Duftstoffe und ohne Alkohole zurückgreifen. 
  4. Cremes und Medikamente: Trage Deine Crèmes am besten nach der sexuellen Aktivität auf. Dadurch verhinderst Du, dass medizinische Inhaltstoffe wie Kortison auf Deine*n Partner*in übertragen oder auf dem Bettlaken verteilt werden. 
  5. Baumwolle: Es ist empfehlenswert, wenn das Bettlaken oder die Unterwäsche aus Baumwolle oder anderen sanften Materialien besteht. So werden durch die entstehende Reibung weitere Verschlechterungen der Haut verhindert. 
  6. Allergien: Sind Dir anderen Lebensmittel- oder Kontaktallergien bekannt, sprich sie offen mit Deinem oder Deiner Partner*in an. So könnt ihr Allergene meiden, bevor ihr miteinander intim werdet. 

Offenheit, Gelassenheit und Lebensqualität 

Mit jemandem intim zu werden, ist eine Vertrauenssache. Du musst Dich dabei nicht unter Druck setzen. Offenheit und Verständnis auf beiden Seiten schaffen den Raum dafür, dass Du Spaß an Sex bei Neurodermitis haben kannst. 

Zu guter Letzt ist es wichtig, mit Deine*n Hautärzt*in über Einschränkungen im Sexualleben zu sprechen. Besonders wenn Deine Lebensqualität sehr unter der Neurodermitis leidet, gibt es mittlerweile neue und wirksame Behandlungsmöglichkeiten mit Biologika, die die Hautkrankheit unter Kontrolle bringen. Meist ermöglicht so eine Behandlung auch ein weniger eingeschränktes Sexual- und Beziehungsleben. 

Quellen: 

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