Kann bei Neurodermitis Schweiß auch gut sein?

Dass Schweiß Neurodermitis triggern kann, ist den meisten Neurodermitiker*innen bekannt. Dass Schweiß allerdings auch vor Neurodermitis schützen kann, wissen nur wenige. Dieses Paradoxon wird aktuell wissenschaftlich untersucht. In diesem Artikel erfährst Du, wie die Schweißproduktion bei Neurodermitis gestört ist und was das mit Sauna und Sommerhitze zu tun haben kann.

Schweiß schützt die Haut

Wenn es heiß ist oder wir in Aufregung geraten, produziert unser Körper Schweiß. Der dadurch entstehende Geruch kann sehr unangenehm sein. Trotzdem ist Schweiß wichtig für:

  • die Wärmeregulierung 
  • das Gleichgewicht wichtiger Mineralstoffe (Elektrolyte)
  • die Immunabwehr
  • Regulierung des pH-Wertes der Haut

Außerdem bietet Schweiß einen natürlichen Hautschutz. Schweiß trägt nämlich zur Befeuchtung der Hautoberfläche bei, da er feuchtigkeitsspendende Stoffe wie Laktat, Harnstoff und Mineralien liefert. 

Wärmeregulation durch Schweiß bei Neurodermitis gestört

In bisherigen Studien gab es teilweise widersprüchliche Ergebnisse dazu, ob die Schweißproduktion bei Neurodermitis vermindert, normal oder erhöht ist. Das könnte daran liegen, dass Schweiß unterschiedlich gemessen werden kann. In den letzten Jahren haben sich aber viele Belege dafür ergeben, dass die Schweißproduktion bei Neurodermitis gestört ist. Neurodermitiker:innen können oft wenig und nur an begrenzten Körperstellen schwitzen. So kann zu wenig Schweiß auf der Haut ankommen und sie schützen. Das scheint besonders bei trockenen Hautstellen, verglichen mit normal-aussehenden Hautstellen, der Fall zu sein. 

Einige Neurodermitiker*innen zeigen normale Schweiß-Reaktionen auf hohe Temperaturen in der Umgebung. Aber schätzungsweise die Hälfte der Betroffenen von Neurodermitis schwitzen weniger als man eigentlich sollte. Die geringere Schweißproduktion kann bei sowohl von Neurodermitis betroffenen, als auch unbetroffenen Hautstellen auftreten. Sie hat Folgen für die normale Hautfunktion. Und bei Hitze kann sich der Körper nicht so gut abkühlen.

Schweiß ist bei Hitze wichtig für die Regulierung der Körpertemperatur
Schweiß ist bei Hitze wichtig für die Regulierung der Körpertemperatur

In einer Studie wurde beobachtet, dass Schweiß bei Neurodermitis anders durch den Körper transportiert wird. Es komme wohl auch zu einer später einsetzenden, stärken Schweißproduktion an bestimmten Hautbereichen. So kann es sein, dass Schweiß an bestimmten Stellen des Hautgewebes zurückgehalten wird und auf dieser Weise zu Entzündungen beiträgt. Diese Umstände müssen aber noch weiter untersucht werden. 

Bereit für die Hitze – So kühlst Du Dich trotz Neurodermitis ab

Durch den Klimawandel gibt es auch hierzulande immer häufiger extreme Hitzewellen. Die Hitze kann sehr gefährlich werden. Einige Neurodermitis-Patient*innen berichten, wie Hitzewellen im Sommer ihre Haut noch zusätzlich belastet. Denn wenn die Haut nicht so gut Wärme abgeben kann, ist die Hitze unerträglich und der gesamte Körper sehr belastet. Folgende Hinweise helfen, sich dennoch herunterzukühlen: 

  • Auf ausreichende Salzzufuhr achten (nicht zu viel und nicht zu wenig).
  • Mehr Wasser trinken: Expert*innen empfehlen 2,5 – 3 Liter an heißen Tagen. 
  • Vor UV-Strahlung schützen: ausreichend Sonnencreme benutzen und saugfähige Kleidung aus Baumwolle oder Leinen tragen. Die Kleidung sollte hell, leicht und luftig sein. 
  • Sprühflasche mit Wasser (Thermalspray): vorzugsweise in den Nacken sprühen für unterwegs, imitiert das Schwitzen und kühlt ab. Alternativ (besonders für Kinder geeignet): kühlen Waschlappen in den Nacken legen. 
  • Eine Kopfbedeckung aufsetzen. 
  • Ellenbogen oder Arme unter kühles Wasser halten. 
  • Kühle Orte, wie Kirchen oder gekühlte Läden aufsuchen
  • Verzicht auf Alkohol und andere Drogen. 
  • Schwere körperliche Anstrengung wie Sport vermeiden. 

„Mit einem bewussten Fokus auf individuelle Hautpflege und angepasste Lebensstilstrategien können wir die Auswirkungen von Hitze auf Neurodermitis positiv beeinflussen. Gemeinsam können wir Schritte unternehmen, um die Gesundheit unserer Haut zu bewahren und gleichzeitig einen Beitrag zur Gesundheit unseres Planeten zu leisten. Hierzu gehört auch entschlossenes Engagement für Umwelt- und Klimaschutz.“

Professorin Dr. med. Claudia Traidl-Hoffmann, Autorin des Buches „Überhitzt. Die Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit. Was wir tun können.“

Mit Neurodermitis in der Sauna

Einige Personen mit Neurodermitis gehen (vor allem im Winter) gerne in die Sauna. Saunagänge unterstützen nämlich auch das Immunsystem. So schützen sie zum Beispiel vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es gibt außerdem Hinweise, dass regelmäßiges Saunieren bei gesunder Haut die Hautbarriere stärkt

Sind Saunagänge auch bei Neurodermitis empfehlenswert? Das lässt sich nicht pauschal sagen. Betroffene von Neurodermitis reagieren nämlich sehr unterschiedlich, wenn sie in der Sauna sind. Manche Personen berichten von Vorteilen, andere erleben eher Nachteile. Bei einem akuten Schub sollte jedoch besser auf Sauna verzichtet werden. Der Schweiß könnte dann, anstelle die Haut zu schützen, in den Wunden brennen und die Symptome verschlechtern. 

Wenn Du keinen akuten Schub, aber trockene Haut hast, kannst Du Dampfbäder oder Saunen mit hoher Luftfeuchtigkeit ausprobieren. Denn die Luftfeuchtigkeit trägt dazu bei, dass die Schuppen bei trockener Haut aufweichen. Anschließend lassen diese sich besser lösen und es kann zu einer Besserung der Haut kommen. 

Denke bei einem Saunabesuch daran, Dich langsam an die Hitze heranzutasten. So kannst Du zum Beispiel zunächst weiter unten auf den Bänken sitzen, da es dort kühler ist. Achte auf die Zeit, die Du in der Sauna verbringst und höre auf Deine Körpersignale. Nimm Deine Feuchtigkeitscremes mit, damit Du Deine Haut sofort nach dem Saunieren wieder pflegen kannst.

Quellen:

  • Liikkanen LA. Mindful Sauna Practice Alleviates Allergic Symptoms. Asian Journal of Complementary and Alternative Medicine, Vol 10(2), 40-42:2022.
  • Hannuksela M, Väänänen A. The sauna, skin and skin diseases. Annals of Clinical Research. 1988 ;20(4):276-278. PMID: 3218900. 
  • Kowatzki D, Macholdt C, Krull K et al (2008) Effect of regular sauna on epidermal barrier function and stratum corneum water-holding capacity in vivo in humans: a controlled study. Dermatology 217:173–180 
  • Hendricks, A. J., Vaughn, A. R., Clark, A. K., Yosipovitch, G., & Shi, V. Y. (2018). Sweat mechanisms and dysfunctions in atopic dermatitis. Journal of dermatological science, 89(2), 105–111. https://doi.org/10.1016/j.jdermsci.2017.11.005 (external)
  • Tetsuo Shiohara, Takaaki Doi, Jun Hayakawa (2011). Defective Sweating Responses in Atopic Dermatitis, Pathogenesis and Management of Atopic Dermatitis. Current Problems in Dermatology.
  • Hussain, J., & Cohen, M. (2018). Clinical Effects of Regular Dry Sauna Bathing: A Systematic Review. Evidence-based complementary and alternative medicine : eCAM, 2018, 1857413. https://doi.org/10.1155/2018/1857413 (external)

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